Standort

Lage des Instituts

Ab dem 20.12.2011 ist das Institut über dem "Stadtteilbüro Wesertor" in der Weserstraße 38-40 zu finden. Der bisherige Standort "Neue Brüderkirche" musste aufgegeben werden, da die Räumlichkeiten für den zukünftigen Stadtteiltreff Wesertor umgebaut und genutzt werden müssen. Der neue Standort direkt an der Haltestelle Weserspitze und über dem "Laden³" mit seinem Stadtteilbüro und den Bürgerräumen, vertieft die bisherige Zusammenarbeit mit den Akteuren des Stadtteils Wesertor und ermöglicht die Nutzung größerer Räumlichkeiten für die Angebote der "Stadtteil-Kulturwerkstatt Wesertor". Die Verbundenheit mit dem Standort "Neue Brüderkirche" bleibt aber bestehen, weshalb an dieser Stelle weiterhin die Geschichte der Gemeinde vorgestellt wird:

Geschichte der Altstädter Gemeinde

Die "Evangelische Hoffnungskirchengemeinde" entstand am 01.01.2010 durch die Fusionierung der Altstädter Gemeinde "Brüderkirche" und der Erlöserkirche-Fasanenhof. Die Altstädter Gemeinde geht bis auf die Missionierung des Kasseler Beckens 773 durch den Benediktinerabt Sturmius von Fulda zurück. Vielleicht wurde sie aber auch schon früher durch die christlichen Franken gegründet. Bei Grabungen am Altmarkt wurden 2007 Siedlungsspuren gefunden, die eine Besiedlung bereits um 700 nachweisen. Sicher ist, dass es sich um eine fränkische Stiftung handelt. Erstmalig greifbar ist die Kirchengemeinde im Zusammenhang mit der Gründung des Ahnaberger Stiftes durch die Landgräfin Hedwig von Thüringen und ihren Sohn Heinrich Raspe II., Graf von Gudensberg, im Jahre 1148. Die Siedlung wurde 1152 als „villa“, zwischen dem Stift und dem alten Königshof „Chassalla“ an der Ahna liegend, von den Hohenstaufern urkundlich erwähnt. Es handelte sich um einen Marktort mit einer kleinen Marktkirche, die vom Ahnaberger Stift betreut wurde. 1189 besaß der Markt bereits das Stadtrecht. 1262 lassen sich, aufgrund der Einladung des ersten hessischen Landgrafen Heinrich I. aus dem Hause Brabant, die „Brüder des Ordens unserer lieben Frau vom Berge Karmel“ am alten Königshof nieder. 1277 wird die Stadt zur Residenz des Landgrafen ausgebaut und 1298 erfolgt der Bau der gotischen Klosterkirche für die Karmeliter. Auf dem Gebiet der Altstadt standen damals zwei Klöster und die kleine Marktkirche, die 1325 durch die neue Pfarrkirche „St. Cyriakus“ ersetzt wurde. 1526 regte der 22jährige Landgraf Philipp I. die religiöse Reformation seiner Landeskinder an und berief einen Landtag nach Homberg/Efze, wo 158 Thesen des Reformators Lambert von Avignon vorgetragen und mit dem Beschluss "Reformatio ecclesiarum Hassiae" der Übergang zur evangelischen Lehre beschlossen wurde. Diese Thesen verfasste Lambert im Karmeliterkloster, in welchem schon früh nach dem Evangelium gepredigt wurde, und dessen Brüder auch für die Predigt und Seelsorge bei Hofe zuständig waren.

Noch im Jahr 1526 verlor die Altstädter Gemeinde durch Abriss die Kirche St. Cyriakus und zog in die Klosterkirche der Karmeliterbrüder um, die wesentlich größer als die Pfarrkirche St. Cyriakus war. Diese Klosterkirche ist heute das älteste erhaltene Kirchengebäude in Kassel und wurde 1376 fertiggestellt. Da die Karmeliter für die Seelsorge am Hof zuständig waren, mussten die Altstädter Pfarrer diese Aufgabe übernehmen. Der erste evangelische Pfarrer, Johannes Kymäus, wurde 1538 eingeführt. Gleichzeitig war er aber auch Superintendent von Niederhessen und verantwortlich für die Kirchenzucht und Ordnung der Kirche von Kassel. 1561 wurde schließlich eine zweite Pfarrstelle eingerichtet, um die Seelsorge in der eigenen Gemeinde zu verbessern. Ab 1565 wurde hier auch das erste Kirchbuch in Kassel geführt, wobei auch die landgräfliche Familie erfasst wurde. Als evangelische und ab 1604 als evangelisch-reformierte Gemeinde benötigte sie dem Brauch nach neues Geschirr für die Feier des Abendmahles und der Taufe. So wurden ihr insgesamt 5 Abendmahlskannen gestiftet, wobei die älteste von 1609, zwei weitere von 1640 und die letzten zwei von 1723/1724 sind. Taufschale und Taufkanne sind von 1651 und 1665. Einer der Abendmahlskelche ist im unteren Teil sogar noch aus vorreformatorischer Zeit.

Dieses in Deutschland einzigartige und kostbare Abendmahlsgeschirr wurde am 05. April 2014 bei einem Einbruch ins Pfarrhaus zum Teil entwendet und stark beschädigt bei einem Täter aufgefunden. Leider ist eine der beiden Abendmahlskannen, die noch im Calvinjahr 2009 im Deutschen Museum gezeigt wurden, nicht wieder aufgetaucht. Im Gottesdienst können diese "Vasa Sacra" bis zu ihrer kostenaufwendigen Wiederherstellung nicht benutzt werden, was für die Gemeinde und die Geschichte der Reformierten in Deutschland ein großer Verlust ist.

Im Jahr 1628 nahm die Altstädter Gemeinde mit der Familie Bourdon französische Reformierte auf. Ab 1685 kamen in einer ersten Welle französische Glaubensflüchtlinge „Refugies“ hinzu, die von den Deutschen „Hugenotten“ genannt wurden. Die Familie Grandidier stellte ihr Haus für die ersten französischen Gottesdienste zur Verfügung. Als die Anzahl der Flüchtlinge zunahm wurde eine französische Altstadtgemeinde gegründet, die fortan ihre Gottesdienste in der Brüderkirche feierte. Bis 1830 war diese Gemeinde selbständig und dann bis 1867 mit der französischen Oberneustädter Gemeinde vereinigt. Nach der Annektion Kurhessens durch das Königreich Preußen wurde die französische Gemeinde mit den beiden deutschen Gemeinden 1867 vereinigt. Die Altstädter Gemeinde hat somit auch eine französische Vergangenheit.

Im 7-Jährigen Krieg 1756-1763 war die Altstadt mehrmals durch Truppen des Königreichs Frankreich und der Schweiz besetzt und das Kirchengebäude musste als Lazarett und Magazin herhalten. Die Gemeinde feierte damals ihren Gottesdienst in der Schlosskapelle. 1943 wurde die Brüderkirche bei dem großen englischen Bombenangriff zerstört. 1955 wieder aufgebaut war sie bis 1971 Pfarrkirche der Gemeinde. In diesem Jahr wurde eine neue Kirche auf dem Gemeindezentrum in der Weserstraße gebaut. Dies war notwendig, da die „Alte Brüderkirche“ nun außerhalb der Gemeindegrenze lag.

Kloster Brüderkirche

In der Altstädter Gemeinde wurde 1867 der erste Kindergottesdienst (Sonntagsschule) gehalten. 1875 wurde ein Jünglingsverein gegründet und 1886 die Stadtmission der Altstadt. 1887 kam der Nähverein hinzu und die Gemeindediakonie begann ihre Arbeit. 1889 folgte der Kirchenchor, 1890 der Mütterverein und 1899 der Jungfrauenverein. 1905 wurde schließlich eine dritte Pfarrstelle in der Mönchebergstraße (heute Studentengemeinde!) notwendig. Die Gemeinde unterhält die älteste Kindertagesstätte Hessens auf der Flusswehr "Finkenherd". In den zwanziger Jahren war es Pfarrer Hermann Schafft, der an Johann H. Wichern anknüpfend die Soziale Arbeit in der Altstadt förderte. Er besuchte jeden Haushalt der Gemeinde, gründete die "Altstädter Jugendgruppe (AJG)" und errichtete die "Altstädter Hütte" in Helsa. Er gründete auch den "Arbeitskreis zur Erneuerung des Gemeindelebens" und förderte die Arbeit Wilhelm "Papa" Krönings vom "Evangelischen Verein der inneren Mission" im Karlshospital. Er war auch Förderer und Mitglied der 1955 wiedergegründeten Guttempler-Gemeinschaft "Chattenburg", die sich für Enthaltsamkeit und Frieden einsetzt, und sich noch heute im ehemaligen Gemeindehaus, dem heutigen Stadtteilzentrum Wesertor trifft.

Im ehemaligen Gemeindehaus der "Neuen Brüderkirche" gab es eine aktive Alten- und Jugendarbeit, sowie verschiedene diakonische Angebote wie die „Gesegnete Mahlzeit“, ein Mittagstisch für Bedürftige, eine Sozialberatung, den "Bewerbertreff Wesertor" und das Diakoniecafe "Miteinander". In der Gemeinde wurde auch das heute in Kassel erhältliche "Diakonieticket" eingeführt. Die Neue Brüderkirche wurde in den letzten Jahren in eine Diakoniekirche umgewandelt und das Gemeindezentrum zum Stadtteilzentrum Wesertor umgebaut. So konnte der Kirchenstandort erhalten bleiben und der sozialen Struktur des Stadtteils Wesertor wird Rechnung getragen. In der „Alten Brüderkirche“, für die heute eine Stiftung verantwortlich ist, finden ebenfalls noch Gottesdienste statt. So feiert die Gemeinde dort die Osternacht und den Heiligen Abend, sowie Gottesdienste zu feierlichen Anlässen, wie die Goldene Konfirmation.

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